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Prof. Dr. Dorothee Staiger
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Die innere Uhr der Pflanzen
Die innere Uhr der PflanzenChronobio
Prof. Dr. Dorothee Staiger und Tino Köster, Lehrstuhl für Molekulare Zellphysiologie, Universität Bielefeld
Auch in der Chronobiologie, die sich mit der biologischen Zeitmessung beschäftigt, gilt das Sprichwort: Das einzig Konstante ist die Veränderung. Die Erde rotiert innerhalb von 24 h um ihre Achse mit dem Resultat, dass jeder Punkt der Erdoberfläche der Sonne entweder zugewandt oder abgewandt ist. Zur Koordination des täglichen Lebens mit diesen gravierenden periodischen Veränderungen haben Doch wie führt diese 24-Stunden-Oszillation der Uhr-Proteine dazu, dass physiologische Prozesse wie z.B. das Wachstum von der Tageszeit abhängen?
Um zu untersuchen, wann welche molekularen Vorgänge in der Zelle ablaufen, hat man bestimmt, welche Gene zu welcher Tageszeit aktiv sind [3]. Dazu wurden Arabidopsis-Pflanzen rund um die Uhr geerntet. Ihre RNA wurde mittels DNA Microarrays, die Proben für fast jedes Gen aus Arabidopsis enthalten, untersucht. Dabei zeigte sich, dass für ein Drittel der Gene die Menge an mRNA mit einem
24-h-Rhythmus oszilliert: Gene für bestimmte Vorgänge in der Zelle sind jeweils zu einer bestimmten Tageszeit aktiv [3]. Bereits vor Sonnenaufgang werden die Gene der für das Einfangen des Sonnenlichts notwendigen Proteine aktiviert. Die Pflanze bringt damit ihren Fotosyntheseapparat auf Vordermann. Im Laufe des Nachmittags werden die Zucker weiterverarbeitet, die im Zuge der Fotosynthese hergestellt wurden. Wenn die Sonne untergegangen ist, ist die Pflanze hauptsächlich mit Wachstum beschäftigt. Kurz vor Sonnenaufgang synthetisiert sie UVabsorbierende Pigmente, die sie vor übermäßiger UV-Strahlung am nächsten Tag schützen, sie trägt also quasi Sonnencreme auf die Blattoberfläche auf. Unter den Genen, deren mRNA tageszeitabhängig schwankt, sind auch Gene, die angeschaltet werden, wenn Arabidopsis tiefen Temperaturen ausgesetzt ist und deren Produkte zum Schutz vor extremer Kälte beitragen. Interessanterweise fällt diese Reaktion auf tiefe Temperaturen unterschiedlich stark aus, je nachdem, zu welcher Tageszeit die Pflanze der Kälte ausgesetzt wird [4].
Schon lange war bekannt, dass viele Pflanzen eine Kälteexposition zu bestimmten Tageszeiten besser vertragen [5]. Die tageszeitabhängige Aktivierung der Gene, die zur Kälteresistenz beiträgt, illustriert, wie die innere Uhr Pflanzen darauf vorbereitet, auf veränderte äußere Bedingungen dann besonders zu reagieren, wenn sie mit größter Wahrscheinlichkeit eintreten. Damit trägt sie zur Fitness der Pflanzen bei. Welche Faktoren bestimmen nun, dass die Menge an mRNA mit einem 24-h- Rhythmus oszilliert? Zum einen aktiviert die innere Uhr die Transkription vieler Gene, d.h., die Bildung der mRNA zu einer bestimmten Tageszeit. Die meisten mRNAs besitzen aber eine so lange Lebensdauer, dass sie trotz einer Beschränkung der Transkription auf ein bestimmtes Zeitfenster den ganzen Tag in der Zelle vorhanden wären. Deshalb geht man davon aus, dass die Stabilität einzelner oszillierender mRNAs einer Kontrolle unterliegen, sodass die mRNA zu bestimmten Tageszeiten schneller abgebaut wird. Das muss über regulatorische Motive auf der mRNA selbst gesteuert werden, die z.B. durch RNAbindende Proteine erkannt werden. Wir haben ein solches RNA-bindendes Protein entdeckt, dessen Konzentration ebenfalls im Tagesverlauf schwankt [6]: Die mRNA von AtGRP7 (Arabidopsis thaliana glycine-rich RNA-binding protein) erreicht ihren Peak am Abend. In transgenen Pflanzen, die das AtGRP7-Protein zu jeder Tageszeit sehr stark exprimieren, ist die Oszillation der endogenen AtGRP7 RNA stark gedämpft. Das Protein ist also Bestandteil eines Rückkopplungskreises, über den es seine eigene Expression im 24-h-Takt an- und abschaltet. Lässt sich dieser Rückkopplungskreis mit denen vergleichen, über die die Uhr- Proteine die 24-h-Rhythmik erzeugen?
Im Gegensatz zu den bekannten Uhr-Proteinen beeinflusst AtGRP7 die Oszillation seiner eigenen mRNA nicht durch Regulation der Transkription. Folgt dem Anstieg der mRNA im Laufe des Tages ein Anstieg der Proteinkonzentration, gelangt das Protein in den Zellkern, bindet dort an seine RNA und löst damit die Produktion einer alternativen RNA-Form aus, die sehr schnell abgebaut wird, wodurch auch die Proteinmenge wieder abnimmt [7]. Damit ist der AtGRP7-Rückkopplungskreis der erste molekulare „Slave-Oszillator“, der von einem übergeordneten „ Master-Oszillator“ im 24-h-Takt durch Aktivierung der Transkription angeschaltet wird und sich durch negative Autoregulation auf post-transkriptioneller Ebene regelmäßig wieder inhibiert. Ein solcher der inneren Uhr untergeordneter Rückkopplungskreis könnte Teil einer Signalkaskade sein, über die die von der inneren Uhr erzeugte Rhythmik weitgehend ungedämpft auf andere Prozesse in der Zelle übertragen wird. Tatsächlich haben wir mithilfe von DNA-Microarrays einige mRNAs identifiziert, die durch AtGRP7 beeinflusst werden. Damit konnte zum ersten Mal gezeigt werden, dass die innere Uhr von Arabidopsis sich der wichtigen Klasse der RNA-Bindeproteine bedient, um tagesrhythmische Prozesse zu kontrollieren. Pflanzen, in denen das RNA-Bindeprotein defekt ist, blühen zu einem anderen Zeitpunkt, sodass AtGRP7 auch ein wichtiges Bindeglied zwischen der inneren Uhr und dem Auslösen der Blütenbildung darstellt [8]. Literatur bei der Autorin |
L&M 5 / 2009Das komplette Heft zum kostenlosen Download finden Sie hier: zum Download Der Autor:Weitere Artikel online lesenNewsSchnell und einfach die passende Trennsäule findenMit dem HPLC-Säulenkonfigurator unter www.analytics-shop.com können Sie stets die passende Säule für jedes Trennproblem finden. Dank innovativer Filtermöglichkeiten können Sie in Sekundenschnelle nach gewünschtem Durchmesser, Länge, Porengröße, Säulenbezeichnung u.v.m. selektieren. So erhalten Sie aus über 70.000 verschiedenen HPLC-Säulen das passende Ergebnis für Ihre Anwendung und können zwischen allen gängigen Herstellern wie Agilent, Waters, ThermoScientific, Merck, Sigma-Aldrich, Chiral, Macherey-Nagel u.v.a. wählen. Ergänzend stehen Ihnen die HPLC-Experten von Altmann Analytik beratend zur Seite – testen Sie jetzt den kostenlosen HPLC-Säulenkonfigurator!© Text und Bild: Altmann Analytik ZEISS stellt neue Stereomikroskope vorAufnahme, Dokumentation und Teilen von Ergebnissen mit ZEISS Stemi 305 und ZEISS Stemi 508ZEISS stellt zwei neue kompakte Greenough-Stereomikroskope für Ausbildung, Laborroutine und industrielle Inspektion vor: ZEISS Stemi 305 und ZEISS Stemi 508. Anwender sehen ihre Proben farbig, dreidimensional, kontrastreich sowie frei von Verzerrungen oder Farbsäumen. © Text und Bild: Carl Zeiss Microscopy GmbH |