Ressourcen am Meeresboden
Der Kampf nach der Katastrophe
Die Tiefsee ist weniger erforscht als der Mond. Gerade einmal ein Prozent ist bisher bekannt, der Rest ist weitgehend unberührt – und ein wahres Dorado für moderne Schatzsucher. Nachdem an Land immer weniger Rohstoffe zu finden sind, werden zunehmend die Claims im Meer abgesteckt. Dabei geht es nicht nur um Öl oder Gas, sondern auch um Möglichkeiten, Edelmetalle wie Mangan oder Methaneis zu fördern. Das Problem hierbei: Während es an Land wenigstens ein Mindestmaß Kontrolle gibt, bleibt im Meer vieles unsichtbar. Viele Staaten haben eher lasche Umweltauflagen und ringen darum, immer größere Gebiete zur alleinigen Nutzung zugesprochen zu bekommen, indem sie versuchen, den Meeresboden als Festlandsockel zu definieren.
Ohne Öffentlichkeit und den Zwang zur internationalen Abstimmung, ohne Umweltschutzorganisationen oder Bürgerinitiativen kann ungestört nach den Schätzen gesucht werden. In der so genannten ausschließlichen Wirtschaftszone von 200 Seemeilen vor der Küste stehen alle Ressourcen – also Fischbestände und Rohstoffe – ausnahmslos dem angrenzenden Land zu. Alles darüber hinaus zählt als gemeinsames Erbe der Menschheit, für deren Nutzung die UNMeeresbodenbehörde (ISA) zuständig ist und die erstmals im Westpazifik Claims an einzelne Staaten verteilt hat. Hier ist es den Staaten für 15 Jahre erlaubt, Rohstoffe zu erkunden. Auch Deutschland ist dabei und hat sich zwei Gebiete von je 75 000 Quadratkilometern Größe im Pazifik gesichert. Es sollen so genannte Manganknollen abgebaut werden, die auf dem Meeresboden liegen und reich an Kupfer, Nickel, Kobalt, Eisen und Mangan sind. Was mit diesem Recht verbunden ist, bleibt aber weitgehend unklar: Zwar wurde für Mangan im Jahr 2000 ein Tiefseebergbaukodex verabschiedet. Für andere Rohstoffe jedoch wartet ein vergleichbarer Kodex auf die Ratifizierung. International wird erst dann gehandelt, wenn Unternehmen oder Länder Interesse an der Ausbeutung von bestimmten Bodenschätzen anmelden.
Hinzu kommt, dass sich die Vereinigten Staaten grundsätzlich weigern, das internationale Seerecht anzuerkennen und in der Festlandsockel-Kommission in New York ständig darum gerungen wird, ob bestimmte Meereszonen zum Festlandsockel gehören und Staaten damit über die 200 Seemeilen vor der Küste hinaus exklusiv ausbeuten dürfen. Derzeit stehen wir vor einem Flickenteppich von nationalen Regelungen und nach der Katastrophe im Golf von Mexiko kann ein Moratorium für Ölbohrungen im Meer nur ein Anfang sein. Insgesamt brauchen wir neue international verbindliche Vereinbarungen, wie mit den Schätzen der Tiefe umgegangen werden soll. Der Tiefseebergbaukodex muss weiter entwickelt und von den einzelnen Staaten auch national in die Tat umgesetzt werden. Es muss ein Grundsatz entwickelt werden, an dem sich jegliche Nutzung des Meeresbodens orientiert, damit nicht erst gehandelt wird, wenn Firmen oder Länder Tatsachen schaffen. Eine Regelung darf nicht nur die Rohstoffe im Blick haben, sondern muss auch die vielfältigen Tiere und Pflanzen schützen. Dazu muss der Kodex eine international verbindliche Umweltverträglichkeitsprüfung enthalten und vor dem Seegerichtshof einklagbar sein.
Der Weg zum Schutz der Tiefsee wird lang sein und ist kaum von heute auf morgen zu bewältigen – aber dieses Problem kennen wir von allen internationalen Vereinbarungen. Nur sollte uns immer bewusst sein, dass Meere keine klaren Grenzen kennen und Eingriffe sehr schnell Folgen für alle haben. Das gemeinsame Erbe der Menschheit muss es wert sein.
valerie.wilms@bundestag.de
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L&M 5 / 2010
Diese Artikel wurden veröffentlicht in Ausgabe L&M 5 / 2010.
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