Forscher
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Prof. Dr. Jürgen Brickmann
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Weißes Licht für das 21. Jahrhundert
Weißes Licht für das 21. JahrhundertBlaue LEDsSupersparsame Lampen Weißes LED-Licht (von Light Emitting Diode) hat längst seinen Einzug in unseren Alltag angetreten. Jedes Automobil, dessen Produktionsdatum in den letzten zehn Jahren liegt, ist mit sogenannten Tageslichtscheinwerfern ausgestattet, die weißes LED-Licht abstrahlen. Überdimensionale Fernseh- schirme an Hauswänden verbreiten Filmmaterial auf LED-Basis, die Blitzlichter von Smartphones beruhen auf dem LED-Prinzip und Ampelanlagen verwenden zunehmend LED-Technologie (siehe Abb.1).
Abb.1 Ampelanlage in Schweden mit weißem LED-Licht Quelle: http:/
Die Baumarktregale sind voll von LED-Energiesparleuchten, die Tageslicht vortäuschen. Die Reihe der Beispiele ließe sich beliebig fortsetzen. Die LED-Leuchten verbrauchen bei gleicher Lichtausbeute nur einen Bruchteil der Energie herkömmlicher Glühlampen und Leuchtröhren (siehe Abb.2). Wenn man berücksichtigt, dass weltweit etwa ein Viertel des Energieverbrauchs Beleuchtungszwecken dient, dann wird augenscheinlich, welch enormes Einsparungspotentzial in der LED-Technologie schlummert. Zudem enthalten diese Leuchten keine Giftstoffe wie andere Energiesparlampen – ein wichtiges Faktum, wenn man das Recycling bedenkt. Doch noch ein Vorteil: Eine herkömmliche Glühlampe hat eine Brenndauer von etwa 1.000 Stunden, eine Fluoreszenzröhre lebt etwa 10.000 Stunden während bei einer LED mit 100.000 Stunden Lebensdauer gerechnet wird.
Abb.2 Lichtausbeute (gemessen in Lumen pro Watt) von Quellen unterschiedlicher Bauart. Quelle: http:/
Weißes Licht mit blau emittierender LED Den beschriebenen Technologiesprung hat die Menschheit drei Forschern zu verdanken, die dafür von der Königlichen Schwedischen Akademie der Wissenschaften mit dem diesjährigen Nobelpreis für Physik ausgezeichnet werden: die Japaner Isamu Akasaki, Hiroshi Amano und Shuji Nakamura (siehe Abb.4). Die Forscher haben vor 22 Jahren die Grundlage für LEDs geschaffen, die blaues Licht emittieren. Zusammen mit den LEDs, die rotes und grünes Licht emittieren, ergibt sich damit die Möglichkeit, weißes Licht mit hoher Intensität zu erzeugen.
Isamu Akasaki, japanischer Staatbürger, wurde 1929 in Chiran, Japan geboren. Er promovierte 1964 an der Nagoya Universität in Japan. Er ist gegenwärtig Professor an der Meijo Universität in Nagoya und gleichzeitig Destinguierter Professor an der Nagoya Universität mit dem Forschungsgebiet Halbleitertechnologie Bild: Yasuo Nakamura/Meijo University
Hiroshi Amano, japanischer Staatsbürger, wurde 1960 in Hamamatsu, Japan geboren. Er promovierte 1989 an der Nagoya University in Japan. Gegenwärtig ist er Professor an der Nagoya University mit dem Forschungsbiet Halbleitertechnologie Bild: profs.provost.nagoya-u.ac.jp/view/html/100001778_en.html
Shuji Nakamura, US-amerikanischer Staatsbürger, wurde 1954 in Ikata, Japan geboren. Er promovierte 1994 an der Universität von Tokushima in Japan. Gegenwärtig ist er Professor an der University of California, Santa Barbara, CA, USA mit dem Forschungsschwerpunkt Halbleitertechnologie. Bild: www.sslec.
Funktionsweise einer LED Grundsätzlich ist die Funktionsweise von allen LEDs ähnlich (siehe Abb.3). Sie basiert auf der klugen Kombination von n- und p-Halbleitern, einer Technik, die seit den späten 40er-Jahren beim Aufbau von Transistoren genutzt wurde (Nobelpreis an Shockley, Bardeen und Brattain 1956). n-Halbleiter sind solche, bei denen Elektronen, die im Kristall lokalisiert sind, ins sogenannte Leitungsband (ein Bereich im Elektronenenergiespektrum, in dem sich die Elektronen leicht bewegen lassen) gelangen und damit zur Leitfähigkeit beitragen. Bei p-Halbleitern werden Elektronen aus dem sogenannten Valenzband zu lokalisierten Elektronenzuständen angeregt, und die entstehenden Elektronenlöcher bewirken die Leitfähigkeit. Das Grundprinzip für alle LEDs ist somit gleich, der Unterschied manifestiert sich in den unterschiedlichen Halbleitermaterialien. Hier liegt das eigentliche Problem. Für grün und rot emittierende LEDs wurden schon in den 50er- und 60er-Jahren Lösungen gefunden, doch für blau emittierende Dioden suchten die Forscher lange nach den richtigen Materialien. Dies gelang den diesjährigen Laureaten zu Beginn der 90er-Jahre des letzten Jahrhunderts nach 30-jährigen Anstrengungen. Aufbau und Funktionsweise einer blau emittierenden Diode sind in Abbildung 4 wiedergegeben. Weißes Licht kann auf zweierlei Weise erzeugt werden: Entweder durch Einbringung von Phosphor, der grün und rot fluoresziert und einen Teil des blauen Lichts umwandelt oder durch Kombination von rot, grün und blau emittierenden Dioden.
Abb.3 A Schematisch: Wird in einer Halbleiterelektrode eine Spannung in Durchlassrichtung angelegt, wandern Elektronen von der n-dotierten Seite zum n–p-Übergang und sogenannte „Elektronenlöcher“ in umgekehrter Richtung. Dann rekombinieren beide unter Aussendung von Licht. B Aufbau: Licht emittierende Dioden (LEDs)bestehen aus mehreren Schichten Halbleitermaterial. Die Lichtwellenlänge ist abhängig von den verwendeten Materialien. Eine LED ist nicht größer als ein Sandkorn. Quelle: http:/
Planung und Zufall Auch wenn das Grundprinzip der Funktionsweise einer Licht emittierenden Diode seit mehr als 60 Jahren bekannt war, hat es relativ lange gedauert, bis eine blaues Licht emittierende Diode mit akzeptierbarer Effizienz realisiert werden konnte. Der Grund dafür ist einfach und jeder Festkörperchemiker und Materialforscher weiß ein Lied davon zu singen: Mit modernen Rechenverfahren und heutigen Supercomputern lassen sich die Bandstrukturen von Festkörpern beliebiger Zusammensetzung und Strukturen mit hinreichender Genauigkeit vorausberechnen. Auf der Basis solcher Rechnungen können Materialien ausgewählt werden, die sich als Ausgangsmaterialien für LEDs eignen könnten. Damit hat man diese Materialien jedoch noch nicht in ausreichender Reinheit hergestellt und zusammen mit anderen in einer Schichtstruktur angeordnet. Die drei Laureaten hatten in den späten 80er-Jahren sicher nicht die Computerkapazität heutiger Tage zur Verfügung. Sie waren sich aber wohl sicher, Galliumnitrid als Ausgangsmaterial zu verwenden. Nach vielen Versuchen gelang es Akasaki mit seinem damaligen Doktoranden Amano erstmalig, qualitativ hochwertige GaN-Kristalle auf einer mit Aluminium Nitrid beschichteten Saphirunterlage aufwachsen zu lassen. Ein paar Jahre später gelang ihnen dann der Durchbruch durch die Erzeugung einer p-type-Schicht. Damit war die Basis für eine blaues Licht emittieren Diode gelegt. Einen weiteren Durchbruch lieferte der Zufall: Akasi und Amano untersuchten ihre Proben standardmäßig in einem Elektronenmikroskop und stellten zu ihrer Überraschung fest, dass die Dioden nach dem Elektrodenbeschuss viel effektiver arbeiteten. Nakamura, der ebenfalls mit GaN arbeiteten, jedoch einen anderen Weg zur Kristallzüchtung gewählt hatte, lieferte die Erklärung dafür: Der Elektronenstrahl hatte die Protonen, die sich noch als Verunreinigung im Material befanden und die der Bildung einer p-type Schicht entgegenstanden, entfernt.
Abb.4 Die Licht emittierende Diode (LED) in dieser Lampe besteht aus mehreren Schichten von Galliumnitrid (GaN). Durch Dotierung mit Indium (In) und Aluminium (Al) kann die Effizienz der Lampe erheblich verbessert werden. Dies hat bei den Arbeiten der Laureaten erheblich zum Durchbruch beigetragen. Quelle: http:/
Ausblick Die ausgezeichneten Forscher haben die Basis für viele technologische Entwicklungen gelegt. Sie entwickelten den blauen Laser auf der Grundlage ihrer Erkenntnisse. Mit diesem Laser können viermal so viel Informationen auf einer CD gespeichert werden als unter Verwendung von Infrarot-Lasern. Aber weitaus wichtiger als dieser Fortschritt ist ein anderer: LED-Lampen könnten 1,5 Mrd. Menschen, die heute noch nicht mit elektrischer Energie über ein Netz versorgt werden, Licht in die Finsternis bringen – versorgt durch billige Solarstromanlagen. JB Bild: © istockphoto.com| demarco-media |
L&M 9 / 2014Das komplette Heft zum kostenlosen Download finden Sie hier: zum Download Der Autor:Weitere Artikel online lesenNewsSchnell und einfach die passende Trennsäule findenMit dem HPLC-Säulenkonfigurator unter www.analytics-shop.com können Sie stets die passende Säule für jedes Trennproblem finden. Dank innovativer Filtermöglichkeiten können Sie in Sekundenschnelle nach gewünschtem Durchmesser, Länge, Porengröße, Säulenbezeichnung u.v.m. selektieren. So erhalten Sie aus über 70.000 verschiedenen HPLC-Säulen das passende Ergebnis für Ihre Anwendung und können zwischen allen gängigen Herstellern wie Agilent, Waters, ThermoScientific, Merck, Sigma-Aldrich, Chiral, Macherey-Nagel u.v.a. wählen. Ergänzend stehen Ihnen die HPLC-Experten von Altmann Analytik beratend zur Seite – testen Sie jetzt den kostenlosen HPLC-Säulenkonfigurator!© Text und Bild: Altmann Analytik ZEISS stellt neue Stereomikroskope vorAufnahme, Dokumentation und Teilen von Ergebnissen mit ZEISS Stemi 305 und ZEISS Stemi 508ZEISS stellt zwei neue kompakte Greenough-Stereomikroskope für Ausbildung, Laborroutine und industrielle Inspektion vor: ZEISS Stemi 305 und ZEISS Stemi 508. Anwender sehen ihre Proben farbig, dreidimensional, kontrastreich sowie frei von Verzerrungen oder Farbsäumen. © Text und Bild: Carl Zeiss Microscopy GmbH |