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Sichere Lebensmittel - Kontrolle

From Farm to Fork - Wie sicher sind unsere Lebensmittel?

Dr. Werner Nader, Eurofins Global Control

Immer mehr Lebens- und Futtermittel werden aus Ländern importiert, in denen zum Teil weniger strenge Lebensmittelgesetze als in der EU gelten. Unter anderem deswegen werden alle Lebensmittelimporte sehr gründlich kontrolliert. Werden in einem EU-Land Abweichungen von den gesetzlichen Vorgaben festgestellt, erfasst und veröffentlicht sie das Schnellwarnsystem der EU, das RASFF oder Rapid Alert System for Food and Feed. Auf zusammen 1.294 Meldungen brachten es im Vorjahr allein die Ursprungsländer China, Iran, Türkei, Indien und USA, so der RASFF-Jahresbericht 2008 über die fünf erstplatzierten Staaten der Statistik.

Die staatliche Lebensmittelüberwachung befreit jedoch Importeure und Händler nicht von ihrer Sorgfaltspflicht: Sie bleiben dafür verantwortlich, dass ihre Produkte die gesetzlichen Vorgaben erfüllen. Und da durch eine RASFF-Warnung rasch immense Imageschäden und sogar existenzbedrohende wirtschaftliche Einbußen entstehen können, gewinnt das Leistungsangebot von global aufgestellten handelschemischen Unternehmen zunehmend an Bedeutung. Lebensmittelchemiker, die sowohl die EU-Regelungen als auch die länderspezifischen Bestimmungen kennen und berücksichtigen, können ganz gezielt prüfen und beraten. Doch selbstverständlich ist es noch sinnvoller, wenn bereits am Ursprungsort der Importwaren die Prävention beginnt. Zum Beispiel, indem Informationen über bedenkliche Entwicklungen registriert und weitergeleitet werden. Allerdings kann nicht jedes Risiko vorhergesehen werden. Es tauchen immer wieder neue Substanzen auf, mit denen man nicht rechnen würde oder die durch hochmoderne Analyseverfahren erst nachweisbar werden. Im Idealfall verlassen belastete oder verfälschte Waren die Ursprungsländer gar nicht erst. Denn wenn Qualitätsabweichungen erst hier entdeckt werden, bedeutet dies erhebliche Verluste: Es ist in der Regel äußerst schwierig, das Geld vom Lieferanten zurückzubekommen. Der Transport muss bezahlt werden. Und schließlich folgt noch eine besonders kostenaufwändige Sonder-Entsorgung. So genannte Warenstromkontrollen, bei denen die Produkte bereits im Ursprungsland kontrolliert, beprobt und analysiert werden, stellen präventive Problemlösungen zur Abwendung solcher Risiken dar. Ein großes Problem sind bei globalen Handelsgeschäften Entscheidungen aufgrund von Proben, welche nicht die eigentliche Ware repräsentieren. Die bereitgestellten Vorabmuster sind von exzellenter Qualität, die gelieferte Ware jedoch schadhaft. Durch eigene verlässliche Probennehmer der spezialisierten Unternehmen, die repräsentative Proben ziehen, und durch Versiegelung des Warenlots in abgeschlossenen Quarantänebereichen können Manipulationen verhindert werden. Eine wichtige Maßnahme zur Sicherstellung der Authentizität ist die genetische Überprüfung der biometrischen Daten von Produkten, der genetische Fingerabdruck. Mit der Isotopen-Analyse ist eine geographische Herkunftsbestimmung analytisch möglich. Die Lebensmittel können so bis zu ihrem Ursprung und ihrer Herkunftsregion zurückverfolgt werden. Das wehrt materielle und ideelle Schäden für die Handelsunternehmen ab – und gewährleistet den Verbrauchern unverfälschten Genuss.

>> WernerNader@eurofins.de

Beispiel Basmati-Reis

Basmati (Hindi: Duft) Reis wird in bestimmten Regionen der Gangesebene des nördlichen Indien und Pakistan angebaut und zeichnet sich durch seine besonderen Kocheigenschaften und Aromen aus. Da er weniger Ertrag als andere Langkornreissorten erbringt, wird dieser besonders hochwertige Reis entsprechend teurer gehandelt, womit der Anreiz zur Verfälschung mit minderwertigerer Ware gegeben ist. Daher hat die britische Lebensmittelüberwachung zusammen mit den Reisimporteuren und dem Einzelhandel definiert, was unter Basmati-Reis gehandelt werden darf. Dies trifft auf nur 15 in Großbritannien zugelassenen Reissorten zu. Zudem sind in der europäischen Zollgesetzgebung neun dieser Sorten vom Importzoll befreit. Alle Basmati Reis-Sorten können durch den genetischen Fingerabdruck identifiziert werden, wodurch Lebensmittelüberwachung und Zoll die Ware überprüfen kann. Eurofins ist weltweit eines von nur wenigen Instituten, das diesen Test unter der strengen Akkreditierung nach ISO 17025 durchführen darf.

Beispiel Olivenöl

Olivenöl gilt mit seinen ungesättigten Fettsäuren als bekömmliche Ergänzung zur Ernährung. Es kann den Cholesterinspiegel positiv beeinflussen und das Risiko für Arterienverkalkung und Herzinfarkt verringern. Sein besonderer Geschmack hängt vom Klima, Boden, Reifegrad und der Olivensorte ab – ein echtes Naturprodukt für Feinschmecker. Ähnlich der Güteklassifizierung beim Wein werden auch die Olivenöle in Güteklassen nach ihrer Qualität unterteilt und es gibt hierzu eine EU-Verordnung, die acht Kategorien unterscheidet. Danach darf die Bezeichnung „Natives Olivenöl Extra“ nur Olivenöl mit der Qualität einer Auslese tragen. Die meisten Öle am Markt sind mittlerweile „nativ extra“. Verfälschungen mit Olivenölen niedrigerer Güteklassen sind mehrfach in Verbraucherstudien bemängelt worden. Außerdem wurden häufig Schadstoffe, wie Weichmacher nachgewiesen. Die moderne Lebensmittelanalytik kann diesen Mängeln über hochempfindliche Verfahren, wie Gaschromatographie und Massenspektroskopie auf die Spur kommen. Wesentlich bei der Beurteilung ist aber die Sensorik, wobei sich die menschlichen Geschmackszellen als noch empfindlicher als die moderne Messtechnik erwiesen haben.

Foto: © Suprijono Suharjoto - Fotolia.com

Stichwörter:
Lebensmittelüberwachung, Zoll, Qurantäne, Import, Basmati Reis, Langkornreis, Olivenöl

L&M 5 / 2009

Diese Artikel wurden veröffentlicht in Ausgabe L&M 5 / 2009.
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