Hirnforschung
HirnforschungWie Bilder Weltbilder machen.
Prof. Dr. Petra Gehring, TU Darmstadt Aber: Das Hirn ist neuerdings bunt! Dank computergenerierter Bilder scheint es so, als könne man hineinsehen. Das Innere des Kopfes erstrahlt in poppigen Farben. Und populärwissenschaftliche Magazine wie auch ihre Leser lieben das. „Neue bildgebende Verfahren“ heißt das Zauberwort! Zwar ist umstritten, was diese Verfahren tatsächlich zur Darstellung bringen – aufgrund komplizierter Rechungen werden „Aktivitäten“ (genauer: wird der Energieverbrauch) in den Hirnregionen von Versuchspersonen typisiert, angefärbt und dadurch sichtbar. Ein Durchbruch für das Verständnis der Arbeitsweise des Hirns ist das aber bisher nicht – denn warum welches Hirn wann, wo und wie Energie aufwendet, versteht die Hirnforschung nicht. Im Gegenteil, traditionelle Vermutungen geraten durch bildgebende Verfahren eher ins Wanken. Etwa die sogenannte Lokalisationshypothese: Lange vermutete man, dass eine „Funktion“ im Gehirn auch stets an einen mehr oder weniger festen Ort gehöre. Bildgebende Verfahren zeigen aber vielfach vernetzte und äußerst wandelbare Aktivitätsmuster bei fast allem, was wir tun. Auch sind die Unterschiede von Mensch zu Mensch erstaunlich groß. Man muss sich fragen, ob es im Hirn überhaupt Standards gibt. Gleichwohl sind die schönen bunten Bilder ein Meilenstein für die Popularität des Gehirns. Pop kommt von populär. Und so gedeihen in den letzten Jahren neue Weltbilder – Pop-Thesen über das Gehirn. Etwa: Der freie Wille ist eine Illusion, wir werden vom Gehirn gesteuert. Klingt gut. Freilich: Wer oder was steuert das Gehirn? Oder: Im Experiment kann man Gedanken „sehen“. Klingt gut. Freilich: Kommen entsprechende Deutungen von Messdaten nicht erst durch Training und Auskünfte der Versuchspersonen zustande? Oder: Der inhaftierte Mörder hat ein auffälliges Hirnbild. Klingt gut. Freilich: Wie sähe unser Hirnbild aus, nach Jahren der Medikamenteneinnahme und des stumpfen Lebens in der Zelle? Schließlich: Die Neurowissenschaft revolutioniert das Menschenbild. Auch das klingt gut. Sind die Methoden der Hirnforschung aber wirklich präziser und ihre Theorien fundierter als das Denken der letzten zweitausend Jahre? Man darf gespannt sein. Bisher besteht die Neuro-Revolution aus einer Bildershow. In der Popkultur ändern sich die Vorlieben des Publikums schnell. In der Pop-Wissenschaft dürfte das ähnlich sein. Popt dann ein anderes Organ?
Foto: © Prof. Dr. Petra Gehring |
L&M 5 / 2008Das komplette Heft zum kostenlosen Download finden Sie hier: zum Download Der Autor:Weitere Artikel online lesenNewsSchnell und einfach die passende Trennsäule findenMit dem HPLC-Säulenkonfigurator unter www.analytics-shop.com können Sie stets die passende Säule für jedes Trennproblem finden. Dank innovativer Filtermöglichkeiten können Sie in Sekundenschnelle nach gewünschtem Durchmesser, Länge, Porengröße, Säulenbezeichnung u.v.m. selektieren. So erhalten Sie aus über 70.000 verschiedenen HPLC-Säulen das passende Ergebnis für Ihre Anwendung und können zwischen allen gängigen Herstellern wie Agilent, Waters, ThermoScientific, Merck, Sigma-Aldrich, Chiral, Macherey-Nagel u.v.a. wählen. Ergänzend stehen Ihnen die HPLC-Experten von Altmann Analytik beratend zur Seite – testen Sie jetzt den kostenlosen HPLC-Säulenkonfigurator!© Text und Bild: Altmann Analytik ZEISS stellt neue Stereomikroskope vorAufnahme, Dokumentation und Teilen von Ergebnissen mit ZEISS Stemi 305 und ZEISS Stemi 508ZEISS stellt zwei neue kompakte Greenough-Stereomikroskope für Ausbildung, Laborroutine und industrielle Inspektion vor: ZEISS Stemi 305 und ZEISS Stemi 508. Anwender sehen ihre Proben farbig, dreidimensional, kontrastreich sowie frei von Verzerrungen oder Farbsäumen. © Text und Bild: Carl Zeiss Microscopy GmbH |