Organische Elektronik für Sensoranwendungen
Organische Elektronik für SensoranwendungenAuf den Chip gekommenIntelligente und portable medizinische Ausrüstung ist für die schnelle und einfache patientennahe Point-of-Care-Diagnostik unerlässlich. Lab-on-Chip-Anwendungen in tragbaren Geräten können im Notfall dazu beitragen, wertvolle Zeit und Kosten für labormedizinische Analysen zu sparen. Aber auch nichtinvasives medizinisches Monitoring wie z.B. Pulsoxymetrie kommt als Anwendungsfeld infrage [1]. OLED als Lichtquelle Elektronik auf Basis organischer Moleküle hat in Form der organischen LED (OLED) für kleinere Displays in Mobiltelefonen, Kameras und Wearables vor einigen Jahren die Marktreife erreicht und dringt aktuell in den Tablet- und TV-Markt vor. Auch die kommerzielle Nutzung von organischen Transistoren, Solarzellen und Fotodioden (OPD) hat bereits begonnen. Ihre Anwendung in optischen Sensoren für Lab-on-chip-Anwendungen in der Medizintechnik und Analytik ist bisher in Gestalt einfacher Strukturen erfolgreich demonstriert worden [2]. Die Kombination dieser ultradünnen, lichtemittierenden und lichtempfindlichen Bauelemente mit abstimmbaren spektralen Eigenschaften könnte bei zukünftigen Sensoren eine Schlüsselrolle spielen. Hauptbestandteil sind dabei nanometerdünne Schichten organischer Halbleiter, die auf unterschiedlichste Untergründe wie Glas, Folie, aber insbesondere auch Silizium-Wafer abgeschieden werden können. Langkettige Polymere können gedruckt, gesprayt oder aufgeschleudert bzw. kompakte Oligomere im Vakuum aus der Gasphase abgeschieden werden. Die Strukturierung mittels Schattenmasken in kleinen Displays ist aktuell an der technischen Grenze von 500 Pixeln pro Zoll, also etwa 50-µm-Strukturgröße, angekommen. Verschiedene Forschungsgruppen haben aber bereits mit Erfolg diese Grenze im Labor per lithografischen Verfahren durchbrochen [3]. Der Aufbau als Schichtsystem (Abb.1) ermöglicht dabei eine einfache Integration von OLED, OPD und z.B. optischen Filtern (z.B. Bragg-Filter) in einem fortlaufenden Herstellungsprozess sowohl auf sehr kleinen (µm²) als auch großen Flächen (m²), insbesondere auch auf flexiblen Substraten. Auch Röntgendetektoren mit organischen Szintillatoren sind möglich. Ein typisches Detektionsprinzip der medizinischen Sensorik nutzt das Fluoreszenzsignal von Tracer- oder Markierfarbstoffen. Diese können als funktionale Gruppe an bestimmte Bio-Spezies (Zellen, Moleküle etc.) gehängt werden und dienen somit der optischen Wiedererkennung. So lassen sich u.a. die Konzentration und auch der Zustand von Organismen bzw. organischen Verbindungen bestimmen.
Abb.1 Prinzip der Fluoreszenzdetektion durch Integration von OLED, OPD und Mikrofluidikelementen in ein Bauteil, das die gesamte Ansteuerungs- und Sensorelektronik enthalten kann.
Sensorik auf einem Chip Für OLED- und OPD-Bauelemente auf Silizium-Wafern bietet die Kombination mit einer kompletten Auslese- und Steuerungselektronik im Substrat unzählige Möglichkeiten. Die OLED dient dabei z.B. als Anregungslichtquelle, die spektral auf die Absorptionsbande der fluoreszierenden Markierungsmoleküle abgestimmt wird. Die OPD bzw. in den Chip integrierte Fotodioden detektieren dann das Fluoreszenzsignal, wenn gewünscht, auch dessen zeitlichen Verlauf. Die Forschung, insbesondere vorangetrieben durch die Kommerzialisierung in Displays, hat verschiedenste Materialklassen organischer Halbleiter mit Hunderten Vertretern hervorgebracht, die als Lichtquelle das gesamte sichtbare Spektrum und darüber hinaus abdecken können. Dies gilt ebenso für organische Fotodioden, deren spektrale Empfindlichkeit über das absorbierende Material und die Mikrooptik eingestellt werden kann.
Abb.2 Schichtstruktur und Moleküle einer UV-OLED und Vergleich verschiedener OLED-Elektrolumineszenzspektren von NUV über sichtbar (VIS) bis NIR. Ein Teil der UV-Emission reicht bis in den tiefblauen Spektralbereich und ist sichtbar.
Ultraviolette Strahlung aus organischen Molekülen Für die optische Anregung im nahen Ultraviolett (UV) jedoch ist die Auswahl an notwendigen organischen Materialien sehr begrenzt. Hier nutzt man die Elektrolumineszenz undotierter Schichten, die üblicherweise als Host für eingebettete Emittermoleküle verwendet werden [4,5]. Diese Möglichkeit erweitert die verfügbare spektrale Bandbreite und es entsteht ein großes Potenzial für den Einsatz z.B. in der Fluoreszenzdetektion oder Sensorik mittels Plasmonenresonanz, bei der der Transmissionsgrad von Metallschichtstrukturen von der Art und Konzentration angrenzender Stoffe und Gemische abhängt. Sensorchips, die eine Erregerlichtquelle in Nahultraviolett besitzen, könnten in vielen Anwendungen eingesetzt werden, da besonders viele organische Farbstoffe in diesem Spektralbereich eine große Menge Licht absorbieren. Das Fraunhofer FEP entwickelt daher simple OLED-Strukturen (Abb.2), die im nahen UV bei 5V Betriebsspannung Licht mit aktuell etwa 2% Gesamteffizienz emittieren. Die OLED besteht dabei nur aus den zwei organischen Materialien 4,4’-bis (carbazol-9-yl)Biphenyl (CBP) und 1,3-bis[3,5-di(pyridin-3-yl)phenyl]Benzene (BmPyPhB), wobei die Ladungsträgerinjektion einerseits mittels MoO3 über eine transparente Indiumzinnoxid (ITO)-Anode in das CBP und andererseits über eine LiF/Al-Kathode in das BmPyPhB realisiert wird. Die Rekombination findet an der Grenzfläche der beiden organischen Schichten statt. Die Elektrolumineszenz entsteht auf den CBP-Molekülen, da BmPyPhB eine größere Anregungsenergie benötigt. Die Spitzenwellenlänge liegt bei 380nm, wobei die Emission von 350nm bis zu optisch sichtbaren 450nm reicht. Laufende Forschungsarbeiten sollen die Ansteuerspannung, die Effizienz, die Lebensdauer und den Spektralbereich der Emission verbessern.
Abb.3 Integration von OLED (hole transport layer (HTL), emission layer (EML), electron transport layer (ETL) und Fabry-Perot-Filter zur spektralen Trennung von Anregungslicht und Fluoreszenz des angeregten Markierungsfarbstoffes (Der Detektor sollte dabei keine Signale unterhalb 560nm registrieren.).
Anregung und Fluoreszenz getrennt Die typischen spektralen Emissionsbreiten von etwa 100nm sind für die Sensorik meist nicht geeignet, wie das folgende Beispiel zeigt. Wenn das Anregungslicht der OLED und die Emission des Markers spektral getrennt werden müssen, sind optische Filter notwendig. Im Herstellungsprozess können diese Filter als weitere Schichtfolge nahtlos auf die Bauteile aufgebracht werden. Dieses Konzept wurde am Beispiel einer grünen, so genannten top-emittierenden OLED auf Si-Substraten gezeigt. Die OLED befindet sich dabei auf einer opaken Metallelektrode und besitzt einen halbdurchsichtigen oberen Kontakt. Darüber befindet sich ein speziell ausgeführter Fabry-Perot-Interferenzfilter, der als Kantenfilter funktioniert (Abb.3). Damit wird die Emission des OLED-Lichts oberhalb von 550nm unterdrückt und unterhalb 550nm durchgelassen. Bei lediglich 20nm spektraler Bandbreite wird eine Spitzenwellenlänge von 515nm bei möglichst großem Überlapp mit dem Absorptionsspektrum eines Fluoreszenzmarkers erreicht. Dadurch wird eine maximale Anregung des Markerfarbstoffes bei gleichzeitig minimalem Übersprechen erreicht. Das gesamte OLED-Bauteil verfügt inklusive Dünnschichtverkapselung etwa über eine Dicke von 1,5µm und kann damit sehr nah an die zu untersuchende Substanz herangebracht werden. Später können derartige, durch Fotodioden ergänzte Bauelemente zusammen mit Mikrofluidikelementen günstige optische Sensoren darstellen. Die Ergebnisse und Konzepte demonstrieren die prinzipielle Anwendbarkeit der OLED für sensorische Anwendungen. Die komplette Integration von OPD und OLED, inklusive Filter und Elektronik im darunterliegenden Chip sind Gegenstand aktueller Forschungsvorhaben. Hier gilt es noch Hürden, wie Lebensdauer und Zuverlässigkeit der Elemente und Ihre Integration inklusive einer ausdauernden Verkapselung zu nehmen. Literatur
Williams, G. et al. (2014) Electronics 3, 43–75 |
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