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Eindämmung von MRSA – Projekte und Kooperationen

Eindämmung von MRSA – Projekte und Kooperationen

Gemeinsam gegen Infektionen

Welche Menschen haben ein höheres Risiko, an MRSA zu erkranken?
Wie merke ich, dass ich mit MRSA besiedelt bin?
Kann ich mich im Tierpark mit MRSA anstecken?
Kann ich über meine Katze und meinen Hund MRSA bekommen?

Dieser kleine Ausschnitt aus den vielen hundert Fragen, die an Experten des MRSA-net Projektes gestellt werden, zeigt, dass das Thema MRSA die Menschen umtreibt. Fragen von medizinischem Personal und Bürgern/Patienten und die Antworten der Experten des MRSA-net Projektes finden sich in der FAQ Datenbank www.mrsa-net.nl/de/. Das Thema MRSA und multiresistente Erreger ist längst von einem Expertenthema zu einem öffentlichkeitsrelevanten Problem geworden. Und das ist auch gut so, denn das Problem der Multiresistenz kann nicht allein im Krankenhaus gelöst werden, sondern nur durch gemeinsame Anstrengung aller Beteiligten.

Daten und Fakten

Der Wundkeim Staphylococcus aureus verursacht weltweit die meisten im Krankenhaus erworbenen Infektionen. Besonders kritisch sind dabei Infektionen durch methicillinresistente Staphylokokken (MRSA), für die es nur noch wenige Möglichkeiten der Antibiotikatherapie gibt. In Deutschland hat sich seit ein paar Jahren die mikrobiologische MRSA-Rate auf mittlerem Niveau von ca. 20 % eingependelt [1]. Deutschland liegt damit im europäischen Vergleich im Mittelfeld. Jährlich infizieren sich zirka 14.000 Menschen mit MRSA [2]. Nach Einschätzungen des European Center for Disease Prevention and Control (ECDC) gibt es zirka 170.000 MRSA-Infektionen, zirka 5000 Todesfälle durch MRSA und zirka 1 Mio. zusätzliche Krankenhaustage in Europa.
Während in einigen südeuropäischen Ländern sogar Raten von 25–50 % erreicht werden, hält sich der Anteil in den Niederlanden und Skandinavien seit Jahren stabil auf unter 3 %. Seit dem 1. Juli 2009 gibt es in Deutschland eine Meldepflicht für den Nachweis von MRSA aus Blut und Liquor. Sie ist ein wichtiges Instrument zur Erfassung der MRSA-Last sowie ein Indikator für die Objektivierung von Präventionserfolgen. Im Jahr 2010 z.B. lagen in Nordrhein-Westfalen die gemeldeten MRSA-Nachweise in Blut und Liquor zwischen 0,28 und 17,3 pro 100.000 Einwohner (Abb. 2).

Die MRSA-Rate ist nicht schicksalhaft!

Insbesondere in den Niederlanden zeigt sich deutlich, dass durch ein konsequentes und koordiniertes Vorgehen MRSA auf einen geringen Restanteil zurückgedrängt werden kann. Schon seit Anfang der 80er- Jahre wird nach dem Prinzip „search and destroy“ vor Krankenhausaufnahme nach MRSA gesucht und der Patient ggf. konsequent saniert. Entscheidend ist aber auch der umsichtige Umgang mit Antibiotika, der in den Richtlinien der niederländischen Arbeitsgruppe für Antibiotika (http://www.swab.nl) festgelegt ist. Die Standards werden von den Anwendern strikt eingehalten. Eine wichtige Rolle dabei spielt der Mikrobiologe, der viel stärker als in Deutschland direkt am Krankenbett in therapeutische Entscheidungen einbezogen ist.

Lösungsansätze

Seit vielen Jahren gibt es aber auch in Deutschland Bemühungen, Antibiotikaresistenzen in den Griff zu bekommen. Schon seit 1999 liegen Empfehlungen zur Prävention und Kontrolle von MRSA der Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention (KRINKO) des Robert Koch-Instituts vor, die jedoch nicht konsequent umgesetzt wurden. Ein nachhaltig erfolgreiches MRSA-Management erfordert regional abgestimmtes Handeln innerhalb etablierter Zuweiserstrukturen, d.h. von Krankenhaus, Rehabilitation, Heim, Praxis und anderen betroffenen Einrichtungen. Dieser Ansatz der regionalen Netzwerkbildung hat Eingang in nationale Strategien zur Eindämmung der Weiterverbreitung von MRSA gefunden [3,4].

Netzwerke

Es gibt inzwischen in ganz Deutschland eine Reihe von regionalen und überregionalen Initiativen zur Vernetzung von Akteuren des Gesundheitswesens. Informationen hierzu sind auf den Internetseiten des RKI zu finden unter:
- www.rki.de > Infektionsschutz > Krankenhaushygiene > regionale Netzwerke

Netzwerklandschaft Nordrhein-Westfalen

Informationen zu Netzwerken in Nordrhein-Westfalen und Ansprech partnern finden sich unter:

- www.liga.nrw.de/themen/Gesundheit_schuetzen/infektionsschutz/ krkhs-hygiene/mre_netzwerke/index.html

Voneinander lernen: EUREGIO MRSA-net

Bereits im Jahr 2005 wurde das Projekt EUREGIO MRSA-net als regionales Netzwerk zum Schutz der Bevölkerung vor Infektionen mit MRSA in der deutsch-niederländischen Grenzregion Twente/Münsterland ins Leben gerufen [5]. In diesem Projekt standen der Austausch von Wissen und Technologien sowie eine Grenzüberschreitende Kooperation zur Verbesserung der Umsetzung von MRSA-Präventions- und Kontrollstrategien im Vordergrund (nähere Informationen unter www.mrsa-net.org). Aufgrund der unterschiedlichen Gesundheitssysteme in Deutschland und den Niederlanden kann die „search & destroy“-Strategie jedoch nicht unverändert übernommen werden. Stationäre und ambulante Behandlung greifen in Deutschland weniger ineinander als in den Niederlanden. Hier zu Lande ist neben Maßnahmen des Krankenhauses wie Eingangsscreening von Risikopatienten bei der Aufnahme und strikter Beachtung von Hygienemaßnahmen auch die integrierte Zusammenarbeit aller Akteure entlang der Versorgungskette in einer Region von großer Bedeutung. Nur so kann sichergestellt werden, dass Therapie, Sanierung und mikrobiologische Erfolgskontrolle auch nach der Krankenhausentlassung fortgeführt werden. Die deutsche Variante der niederländischen Präventionsstrategie kann also als „search & follow“ bezeichnet werden.

EurSafety Health-net

Aufgrund des Erfolges des MRSA-net Twente/Münsterland startete im Jahr 2009 das „EurSafety Health-net“ als Nachfolger (www.eursafety.eu). Das Projekt wird über eine Laufzeit von fünf Jahren im Rahmen des INTERREG IV A-Programms ‚Deutschland-Nederland‘ mit 8,1 Mio. Euro gefördert und umfasst verschiedene Aktivitäten wie z.B. Schaffung einer grenzweiten Projektstruktur, Schaffung von grenzübergreifenden Qualitätsnetzwerken, Aufbau eines grenzweiten Qualitätsverbunds (EurQHealth), Etablierung von euregionalen Kompetenzzentren, Fort- und Weiterbildung des Personals im Gesundheitswesen, aktive Aufklärungsarbeit in der Öffentlichkeit, Schaffung einer Telematikplattform zur euregionalen Erfassung und Austausch von Daten (z.B. Strukturdaten, Antibiotikaverbrauch, Labordaten, Frühwarnsystem für gefährliche Erreger etc.). Eine Besonderheit der beiden EUREGIO-Projekte ist die Zertifizierung von teilnehmenden Krankenhäusern. Die Häuser verpflichten sich zur Erfüllung bestimmter Qualitätsziele (siehe Infokasten 2) zur Infektionserfassung und Prävention. Die Einhaltung dieser Vorgaben wird gemeinsam durch die örtlichen Gesundheitsämter und die Projektleitung überprüft. Bei konsequenter Einhaltung dieser Maßnahmen erwerben die Häuser ein Qualitäts- und Transparenzsiegel (siehe Abb. 3).

Ausblick

Die Deutsche Antibiotika-Resistenzstrategie DART (2008) enthält Bündel von Maßnahmen zur Erkennung, Verhütung und Bekämpfung von Antibiotikaresistenzen. Zu diesen Maßnahmen gehören z.B. der Aufbau eines Antibiotika-Resistenz-Surveillance (ARS), das Monitoring des Antibiotikaverbrauchs, die Förderung von regionalen Netzwerken und von Forschungsprojekten zum rationalen Einsatz von Antibiotika. Die Umsetzung der einzelnen Schritte dieser Strategie ist ein erfolgversprechender Ansatz zur nachhaltigen Verbesserung der Situation in Deutschland.

Und zum Schluss eine Antwort auf die Frage

„Kann ich auch MRSA durch meine Katze oder meinen Hund bekommen?“

Ja. Da aber bei fast allen Haustierarten über Besiedlungen und Infektionen berichtet wird, kann unter Umständen von jeder dieser Tierarten eine MRSA-Besiedlung des Menschen ausgehen. Erkrankungsfälle mit Haut- und Wundinfektionen oder Atemwegserkrankungen mit vom Tier stammenden MRSA wurden bisher nur selten beobachtet.

Literatur

[1] Eropean Centre for Disease Prevention and Control. Antimicrobial resistance surveillance in Europe 2009. Annual Report of the European Antimicrobial Resistance Surveillance Network (EARSS-Net). Stockholm: ECDC; 2010.
[2] Gastmeier, P. & Geffers, C. (2008) Dtsch. Med. Wochensch. 133, 1111–1115.
[3] Beschluss 10.1 der 79. Gesundheitsministerkonferenz der Länder 2006.
[4] Deutsche Antibiotika Resistenzstrategie (DART). Bundesministerium für Gesundheit, 13. November 2008
[5] Friedrich A.W. , Daniels-Haardt I. , Köck R. et al. (2008) Euro Surveill. 13, pii=18965

Foto: © Dr. Inka Daniels-Haardt

L&M 6 / 2011

Diese Artikel wurden veröffentlicht in Ausgabe L&M 6 / 2011.
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