Mikroalgen auf dem Weg zur technischen NutzungMikroalgen werden schon seit längerer Zeit zur Produktion von hochwertigen Stoffen in der Nahrungsergänzung oder in der Kosmetik eingesetzt. Gestiegene Energiepreise und die Konkurrenz klassischer nachwachsender Rohstoffe mit der Lebensmittelproduktion haben der Ressource Mikroalge darüber hinaus in den letzten Jahren ein -extrem steigendes Interesse zukommen lassen.
Hintergrund dafür sind die hohen Flächenerträge, die diejenigen der herkömmlichen Landpflanzen um das 5-Fache übersteigen. Weiterhin können Mikroalgen in geschlossenen Reaktoren mit wesentlich weniger Wasser kultiviert und deshalb auch in ariden Gebieten auf Flächen produziert werden, die ansonsten zur Lebensmittelproduktion nicht geeignet sind [1]. Sie sind also ein möglicher Ausweg aus der sich abzeichnenden Krise. Nichtsdestotrotz sind noch biologische und technische Hürden zu nehmen, um wirtschaftlich interessante Prozesse zu gestalten. Licht, der Wohlfühlfaktor Nummer 1 Was brauchen die Alleskönner, um diese Produkte zu machen? Zunächst natürlich mal Licht. Dabei können die Zellen jedoch gar kein starkes direktes Sonnenlicht verarbeiten. Jede Zelle soll nur eine schwache Lichtintensität sehen, bei der sie mit optimalem Wirkungsgrad wachsen kann. Wie wird dieser Wert genau ingenieurmäßig bestimmt? Im Institut für Bio- und Lebensmitteltechnik werden dazu beispielsweise patentierte (Nr. 20?2007?013 406.1) Modellreaktoren auf LED-Basis betrieben (Abb. 2). Hier lassen sich sehr genau Bedingungen einstellen, wie sie etwa in Deutschland, Spanien oder Australien unter verschiedenen Kultivierungsbedingungen auftreten können. In Abb. 4 ist ein exemplarisches Ergebnis dargestellt. Man sieht, dass in diesem Beispiel nur 10?% der Mittagssonne in mitteleuropäischen Breiten notwendig sind, um maximales Wachstum zu erreichen. Die Zellen wandeln dann 5?% des auftreffenden Lichtes in Bioenergie um, was klassische Energiepflanzen wie Zuckerrohr nur mit 1?% Effizienz können. Unter optimalen Bedingungen wird in naher Zukunft mit einer Produktivität von bis zu 100?g Algen pro m2 und Tag gerechnet. Darin steckt also der erwähnte Faktor 5. Aber man sieht noch mehr. In einer dicht bewachsenen Kultur, die durchmischt wird, kommen manche Zellen mal an die Oberfläche, mal sind sie im Dunkeln auf der sonnenabgewandten Seite. Aus Sicht einer Algenzelle sieht es also so aus, als ob das Licht flackert. Dieser „Disco-Effekt“ wird ebenso untersucht. Überraschend ist, dass es bei schnellem Flackern den Zellen sogar gut geht (Abb. 3). Sie können für kurze Zeit das Licht speichern und später im Dunkeln noch für das Wachstum nutzen [4]. So klein und schon ein CO2-Killer? Der zweite Wohlfühlfaktor ist das CO2. Bei der Produktion von 1?t Algenbiomasse werden fast 2 t CO2 gebunden, die allerdings, wie bei allen erneuerbaren biologischen Energieträgern, beim Verbrennen wieder freigesetzt werden. Mit Energie aus Mikroalgen lässt sich also immerhin ein kohlenstoffneutraler Treibstoffzyklus aufbauen. Das CO2 aus der Luft reicht jedoch von der Konzentration her nicht für ein optimales Wachstum, weshalb Algenanlagen oft neben Kraftwerken gebaut werden, aus deren Abgasen diese Kohlenstoffquelle entnommen wird. Das darf jedoch nicht mit einer Sequestrierung, also einer dauerhaften Entfernung des Treibhausgases, verwechselt werden. Dazu müsste die Alge als Baustoff benutzt oder etwa als Aktivkohle veredelt und dann als Bodenverbesserer eingesetzt werden, um so dauerhaft als CO2-Senker zu fungieren. Davon ist man jedoch ökonomisch und mengenmäßig um Größenordnungen entfernt. Wie jede Landpflanze brauchen Algen auch Stickstoff, z.B. aus Nitrat oder Ammonium. Durch die geschlossene Kreislaufführung kann dieses jedoch weitgehend wiederverwendet werden und versackt nicht im Grundwasser. Vom Teich in den Reaktor
Wer mal im Internet nachsieht, findet mehr Beiträge zum Thema „Wie bekomme ich die Algen aus meinem Pool“ als darüber, wie ein optimaler Reaktor aussehen soll, in dem so viele Mikroalgen wachsen wie möglich. In allen Fällen müssen Fotobioreaktoren entwickelt werden, die eine intensive und gleichzeitig kostengünstige Produktion von Mikroalgen-Biomasse erlauben. Dem Reaktor kommt dabei die Aufgabe zu, alles auftreffende Licht zu nutzen, dieses jedoch gleichmäßig und verträglich in der Kultur zu verteilen. Zudem müssen die Schützlinge wie erwähnt mit CO2 und Nährstoffen versorgt werden. Der größte geschlossene Reaktor zur Wertstoffproduktion aus Algen steht übrigens in Deutschland in Klötze. Dort werden auf etwa einem ha Glashausfläche 100?t Algen pro Jahr produziert. Ein weiteres Beispiel ist der „Green Wall Panel“, der Effektivität mit einem niedrigen Preis koppeln soll. Wie man in Abb. 4 sieht, werden keineswegs Platten direkt zur Sonne ausgerichtet, sondern palisadenartig in die Höhe gebaut und in langen Reihen in Nord/Süd ausgerichtet. Der Grund dafür ist die bereits erwähnte Lichtverdünnung. Nachteile der bislang verfügbaren Technik sind sowohl der hohe Preis als auch der hohe Bedarf an Hilfsenergie. An dieser Stelle setzt ein weiteres BMBF-Projekt unter Leitung von Prof. Posten, Karlsruhe, an, in welchem die technischen Kompetenzen zu diesem Thema gebündelt werden sollen. Ziel ist der optimale Reaktor, der pro m2 nicht mehr als 40 Ä kosten soll und praktisch ohne Hilfsenergie auskommt, um damit die ökonomischen Voraussetzungen zur Biofuel-Produktion mit Mikroalgen zu schaffen. In der Sahara ist die gesamte auf eine Fläche fallende Sonnenenergie übrigens nur zweimal so hoch wie in Mitteleuropa. Dafür müsste aber der Reaktor mit Wasser gekühlt werden, um nur einen Aspekt der komplexen Standortfrage aufzugreifen [4,5].
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L&M 4 / 2009Das komplette Heft zum kostenlosen Download finden Sie hier: zum Download Die Autoren:Weitere Artikel online lesenNewsSchnell und einfach die passende Trennsäule findenMit dem HPLC-Säulenkonfigurator unter www.analytics-shop.com können Sie stets die passende Säule für jedes Trennproblem finden. Dank innovativer Filtermöglichkeiten können Sie in Sekundenschnelle nach gewünschtem Durchmesser, Länge, Porengröße, Säulenbezeichnung u.v.m. selektieren. So erhalten Sie aus über 70.000 verschiedenen HPLC-Säulen das passende Ergebnis für Ihre Anwendung und können zwischen allen gängigen Herstellern wie Agilent, Waters, ThermoScientific, Merck, Sigma-Aldrich, Chiral, Macherey-Nagel u.v.a. wählen. Ergänzend stehen Ihnen die HPLC-Experten von Altmann Analytik beratend zur Seite – testen Sie jetzt den kostenlosen HPLC-Säulenkonfigurator!© Text und Bild: Altmann Analytik ZEISS stellt neue Stereomikroskope vorAufnahme, Dokumentation und Teilen von Ergebnissen mit ZEISS Stemi 305 und ZEISS Stemi 508ZEISS stellt zwei neue kompakte Greenough-Stereomikroskope für Ausbildung, Laborroutine und industrielle Inspektion vor: ZEISS Stemi 305 und ZEISS Stemi 508. Anwender sehen ihre Proben farbig, dreidimensional, kontrastreich sowie frei von Verzerrungen oder Farbsäumen. © Text und Bild: Carl Zeiss Microscopy GmbH |